Die Fresken der Pfarrkirche von Möckenlohe

Die Krönung Mariens
Die Steinigung des hl. Stephanus
Der heilige Wendelin
Maria Verkündigung
Geburt Christi
Emblem-Bilder
Die 3 Bilder an der Empore
 

Die meisten Bilder in der Decke der Möckenloher Pfarrkirche gehören zu einem Programm, sind also durch eine bestimmte Idee mit einander verbunden. Es ist die Idee der Verherrlichung und des Lobpreises der Gottesmutter.

Das zentrales Deckengemälde: Die Krönung Mariens

Am unteren Bildrand ist eine Signatur zu erkennen, sie lautet: Joseph Dietrich inv(enit) & pinx(it) 1735 - Joseph Dietrich hat das Bild (und wie wir wissen, auch das ganze Programm der Decke) im Jahr 1735 entworfen und gemalt.

Wer war dieser Joseph Dietrich?

Er kam als der Jüngste von vier Buben eines Schreinermeisters in Wernfels bei Spalt, das damals zum Hochstift Eichstätt gehörte, im Jahr 1696 zur Welt. 1730 heiratete er in Eichstätt die Tochter Anna Maria des Kunstmalers Lorenz Koch. Der Sohn Joseph aus dieser Ehe (im ganzen waren es 9 Kinder) wird wieder Kunstmaler in Ingolstadt.
Außer in Möckenlohe hat Dietrich 1728 die Sankt Martinskirche in Euerwang ausgemalt, in Weißenburg die Spitalkirche zum Heiligen Geist, ein mächtiger Auftrag war die Ausgestaltung der Klosterkirche der Augustiner-Chorherrn in Rebdorf 1734, dann folgt 1735 Möckenlohe, 1737 die Wallfahrtskirche Sankt Anna in Greding, 1738 eine Kapelle in Herrieden, 1739 das Deckengemälde der Kapelle Mariä Himmelfahrt auf dem Frauenberg und 1740 die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Gungolding.
Die genannten Arbeiten sind allesamt Frescomalereien (ital. fresco = frisch). Das heißt, die Malerei wird auf den 'frischen' also feuchten Putz aufgetragen, so dass sich die Farbe mit dem Mörtel verbindet und sehr haltbar wird. Dazu musste aber das Gemälde schon feststehen. Es wurde meist auf einen Karton aufgemalt und dann eins zu eins übertragen.
Mit dem Gemälde auf dem Karton hatte der Auftraggeber außerdem die Gelegenheit, das Bild vor der Übertragung und Fertigstellung zu begutachten. Später, auf dem Putz, konnte nichts mehr korrigiert werden.
Alle Gemälde an der Decke und auf der Empore der Möckenloher Kirche sind also Fresco-Malereien.
Unser Meister Josef Dietrich hat auch in Öl auf Leinwand gemalt. Das sind meist Altarblätter, so zum Beispiel die Altarbilder der Pfarrkirche Sankt Nikolaus in Altdorf.
Gestorben ist Josef Dietrich 1745, also im Alter von 49 Jahren. Dieses Alter entsprach damals der durchschnittlichen Lebenserwartung.

Wer waren die Auftraggeber in Möckenlohe?

Der Pfarrer von Möckenlohe, Josef Apelles, hatte der Gemeinde für die flache Gipsdecke und den Filigranstuck von Franz Horneis aus Eichstätt 200 Gulden vermacht.

Für die Deckenmalerei haben drei Möckenloher Bürger, nämlich ein Georg Würth, ein Franz Gänzberger und ein Jacob Mair und noch ein paar Ungenannte zusammen 45 Gulden gestiftet, nach unserem Wert etwa tausend bis tausendfünfhundert Euro - für eine Arbeit, die etwa ein Dreivierteljahr in Anspruch genommen haben dürfte

Zu unserem Zentralbild:

Es zeigt die Krönung Mariens. Das Bild ist so gemalt, dass wir durch die Kirchendecke hindurch in den Himmel hinaufschauen und teilhaben dürfen an dem unerhörten Ereignis, dass ein Menschenkind, eine junge Frau aus Nazareth, in dieser Weise ausgezeichnet wird. Die Darstellung ist inspiriert von der Offenbarung des heiligen Johannes am Anfang des 12. Kapitels: "Am Himmel erschien ein großes Zeichen, ein Weib, bekleidet mit der Sonne, der Mond zu seinen Füßen und eine Krone von 12 Sternen auf dem Haupte." Wir sehen den Mond und die zwölfzackige Krone. Die Krönung Mariens erfolgt durch die Dreifaltigkeit. Der Engel mit der Lilie (Symbol der Reinheit) schaut aus dem Bild heraus, als wolle er uns kontrollieren, ob wir von dem Ereignis auch gebührend Kenntnis nehmen.

Die Steinigung des heiligen Stephanus

Die Krönung Mariens

Auf Stephanus, dargestellt als jugendlicher Diakon, werfen die Schergen mit merkwürdig verrenkten Armen ihre Steine. Tatsächlich haben Steinigungen anders stattgefunden. Aber es kommt hier nicht auf eine realistische Darstellung der Qualen an, sondern auf die Sichtbarmachung der Errettung durch die Trinität (das Auge Gottes). Die Burg mit den zwei Türmen hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der (alten) Willibaldsburg - vielleicht ein Hinweis des Künstlers, dass die Verfolgung des rechten Glaubens überall, also auch in unserer Heimat, denkbar ist.

der heilige Wendelin

Das Bild des hl. Wendelin befindet sich über der Empore. 1890 wurde eine Orgel eingebaut, sie behindert stark die Sicht auf das Bild.

Wendelin lebte im 7. Jahrhundert als Prinz in Schottland. Er verzichtete auf allen weltlichen Glanz, diente als Schäfer in der Nähe von Trier, wurde später Abt eines Klosters. Er ist der Patron der Bauern und Hirten. Seine Zeichen: der Hirtenstab und die Hirtentasche.

 

In der Mitte der Kirchendecke:
links Maria Verkündigung und rechts die Geburt Christi.

Zum Zentralbild der Krönung Mariens gehören auch die beiden wichtigen Stationen der Mutterschaft, die Verkündigung und die Geburt Christi.

Maria Verkündigung

In der Verkündigungsszene die beiden wichtigen Symbole, der Lilie als Zeichen der Jungfrauschaft, und die der Engel mit Taube als Zeichen der Kraft des Allerhöchsten. Die Geburtsszene mit Ochs und Esel und einem Blick auf das Feld mit Hirt und Herde.

Geburt Christi

Die sogenannten Embleme-Bilder (Emblem = Sinnbild, Wahrzeichen).

Die 6 Emblem-Bilder sind in der sogenannten Grisaille-Technik gemalt (Grisaille-Technik = verschiedene Töne in gleicher Farbe, also z. B. verschiedenen Grautöne. Im Altarraum 2 Grisaillen in Blau, im Kirchenschiff 4 Grisaillen in Rot)

Die 6 Embleme entnimmt Dietrich einem mariologischen Emblembuch, das ein Benediktinerpater namens Joseph Zoller verfasst hatte und 1712 in Augsburg erschienen war. Jedes einzelne Emblem enthält einen in Bild und Wort verschlüsselten Lobpreis auf die Gottesmutter.

Im Altarraum links: Der Phönix. Nach altem mythischem Glauben verbrennt der Vogel Phönix und entsteht wieder aus der Asche. So auch die Gottesmutter, die als einziger Mensch nach dem schuldlos erschaffenen Adam, der in Sünde und Schuld versinkt - 'verbrennt' - in Maria wieder schuldlos aufersteht. Das sagt auch die lateinische Schrift 'unica viva'.

Im Altarraum rechts: Die Hand mit dem Zirkel. So wie die Gerade der kürzeste Weg ist, der zwei Punkte verbindet, so geradlinig verläuft der Weg Mariens zwischen Empfängnis und Tod. Wieder sagt das auch die lateinische Schrift 'devia numquam' (niemals vom Weg abgewichen).

Im Kirchenschiff rechts vorne: Ein Putto hält eine Tafel, darauf der Großbuchstabe B. Maria ist die B ona (die Gute) und die B enedicta (Gepriesene). Die Schrift 'proxima primae' stellt eine starke Verschlüsselung dar. So wie der zweite Buchstabe im Alphabet, nämlich das B, dem ersten Buchstaben, nämlich dem A, am nächsten ist, ist Maria (die B ona und B enedicta) dem A (und O) unseres Lebens, nämlich Gott, am nächsten.

Im Kirchenschiff rechts hinten: Eine Palme, darunter ein Putto  mit Lorbeerkranz und Palmzweig. Die lateinische Schrift 'convenit uni' besagt, dass der Palmzweig und der Lorbeerkranz nur 'der einen zukommt'.

Im Kirchenschiff links hinten: Eine Stadt, die durch eine Burg beschützt wird. Der lateinische Text 'protegit urbem' hat einen Doppelsinn, er besagt, dass die Gottesmutter die Stadt und jedes Gemeinwesen (also auch das Dorf Möckenlohe) wie eine Burg beschützt; und besagt zweitens, dass Maria (die Schöne Stadt) durch die Gnade Gottes wie durch eine Burg beschützt wird.

Im Kirchenschiff links vorne: Die aufgehende Sonne mit Meer und Turm. Wie das Meer durch die aufgehende Sonne das volle Licht empfängt - lateinischer Text 'lumine plenum' (voll des Lichts)- , so empfing auch Maria das volle Licht der göttlichen Gnade. Die Gnade Gottes schafft göttliches Leben in Maria.

Die drei Bilder an der Empore. (Leider kommen die drei schönen Bilder durch ihre Platzierung nicht recht zur Geltung) Sie haben mit dem mariologischen Programm der Decke unmittelbar nichts zu tun.

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Der gute Hirte (nach Lukas 15, 3-7). Dem Maler Joseph Dietrich gelingt mit diesem Bild eine schöne landschaftliche Szene. Fast so etwas wie ein Vorgriff auf die Landschaftsdarstellungen der Romantik (hundert Jahre später).

Das letzte Abendmahl (nach Matthäus 26, 17-30). Das Komposititonsschema folgt der seit Leonardo häufig gebrauchten Gestaltung. Interessant: Auf die Herausstellung und Absonderung des Christusverräters Judas legt Dietrich keinen Wert.

Die Erscheinung des Auferstandenen vor Maria Magdalena (Johannes 20, 11-18). Die Gartenschaufel, die Christus trägt, weist darauf hin, dass Maria Magdalena zunächst glaubt, den Gärtner vor sich zu haben. Das Zurückweichen der Frau deutet auf die Schriftstelle 'noli me tangere': rühr mich nicht an.

Seit der Zeit, zu der die Kirche ihre malerische Ausgestaltung bekommen hat, nehmen wir das Datum 1735, bis heute, sind acht Generationen durch diese Kirche gezogen. Acht Generationen haben unter dieser Kirchendecke gebetet. Vielleicht werden sie uns einmal fragen, ob wir, also unsere Generation, alles getan haben, ihren und unseren Glauben so der nächsten Generation weiterzugeben, wie es uns der Maler in seinen Bildern aufgetragen hat.

(Literatur: Grimminger Christina, Der Eichstätter Maler Joseph Dietrich, Bd. 1 und 2, 1991)

Prof. Dr. Michael Steindl